Was macht einen Pastor zum Missionar? – oder: Kontext und Möglichkeiten
Missionsdirektor Roger Zieger, bis 8. Juni auf Dienstreise in Afrika, kommentiert eine Begegnung, die er als Beispiel dafür sieht, dass Missionsarbeit und “normale” Gemeindearbeit nicht zu trennen sind.
Was macht einen Pastor zum Missionar? Dumme Frage, eigentlich sind alle Pastoren auch Missionare, zumindest für mich.
Vielleicht sollte ich besser fragen, was macht eine Pfarrstelle zur Missionsionsstation? In Umhlangeni, der Missionsstation, in der Missionar Peter Weber arbeitet, engagiert sich die Lutherische Kirchenmission bereits seit über 100 Jahren. Klangvolle Namen, wie Tiedemann, Schwacke, Meister und Stoppel stehen auf der Liste seiner Vorgänger. Zum Pfarrbezirk der Missionsstation gehören heute noch mehrere Gemeinden, die Missionar Weber versorgt.
Wie bei fast jedem Besuch in Südafrika habe ich auch diesmal Missionar Weber bei seiner Arbeit begleite, man könnte auch sagen: visitiert. Diesmal gestalte sich das etwas schweißtreibender als sonst. Um Mission und Partnerkirche in ein paar Jahren mit einer nachhaltigen Einkommensquelle auszustatten, haben wir es letztes Jahr befürwortet, dass eine Macadamiaplantage auf dem Gebiet der Missionsstation angelegt werden kann. Prompt wurden Missionsrepräsentant Christoph Weber und ich u.a. zum Gießen (einiger der) 1300 neugepflanzten Bäume dienstverpflichtet (traumatische Erinnerungen an Sommerferien in der Gärtnerei meines Großvaters wurden wach .-) ). Missionar Peter Weber unterstützt diese Idee der Mission, indem er seinen freien Tag zum Gießen nutzt.
Am zweiten Tag, dem Dienstag, waren – wie in jeder Woche – Besuche und Hausabendmahlsfeiern angesagt. Missionar Weber, im schwarzen Anzug, begleitet durch den Missionsrepräsentant, einen Gemeindehelfer und mich, hielt an diesem Tag zwei Hausabendmahle, jeweils mit sechs oder sieben Kommunikanten. Abschließend stand ein Krankenbesuch auf dem Programm.
Der Kranke war kein Kirchglied, aber weitläufig mit der Gemeinde bekannt und Peter Weber war gebeten worden, eine Krankensegnung vorzunehmen. Ich erinnerte mich sofort an mehrere Erlebnisse aus meinem, Vikariat: “Ach nein, Herr Vikar, besuchen sie mich doch lieber wenn es mir wieder gut geht, ich bin jetzt gar nicht präsentabel….” – und war gespannt.
Als wir vorfuhren, hörten wir schon lauten Gesang. Vor der Hütte standen mehrere Frauen. Als wir in die Hütte hineinschauten, sahen wir weitere ca. 12 Frauen in der Tracht der Frauenliga – aber wo war der Kranke? Die Hütte war freigeräumt, der Tisch auf’s Bett gepackt um Platz für alle zu machen. Uns wurden Stühle angeboten und schließlich zwängte sich auch der Kranke nach vorn. Er hatte hinter dem Tisch gelegen! Insgesamt versammelten sich, mit uns vieren, 20 Menschen. Die Mehrzahl aus einer der Gemeinden der Missionsstation, einige davon aber aus der Nachbarschaft und nicht aus einer der Gemeinden. Alle waren gekommen um die Krankensegnung mit-, ja, man kann es nicht anders sagen: mitzufeiern.
Die Frauenliga sang, Missionar Weber hielt eine kurze Andacht und segnete den kranken jungen Mann. Als wir, nach etwa einer Viertelstunde wieder weiterfuhren, blieben die Frauen noch da und sangen weiter aus dem Gesangbuch.
Diese Krankensegnung ist kein Einzelfall. Sie gehört zum Alltag unseres Missionars, der über eine selbstverständliche, kirchliche Handlung, immer wieder neue Menschen mit dem Evangelium erreicht.
Roger Zieger