Volontariat am Lutherischen Theologischen Seminar in Pretoria
Seit Anfang September arbeite ich als Volontär am Lutherischen Theologischen Seminar in Pretoria. Hier studieren Menschen aus ganz Afrika Theologie und werden zu Pastoren oder Diakonissen ausgebildet. Momentan sind es 19 Studenten, die auf dem Campus wohnen und hier studieren,
jedoch erwarten wir demnächst, dass einige angehende Diakonissen kommen um hier an einem Lehrgang teilzunehmen, sodass es etwas voller wird.
Meine Aufgabe ist es, der Sekretärin bei ihrer Arbeit zu helfen, und da gibt es eine Menge zu tun! Insbesondere kümmere ich mich um eine Bücherspende, die wir bekommen haben. Das sind ca. 1750 Bücher, die katalogisiert werden müssen, d.h. ich trage sie in den Online-Katalog ein, ordne ihnen eine Dewey-Nummer zu (das sind die kleinen, dreistelligen Zahlen, die in Bibliotheken das Thema eines Buches angeben), und bestücke die Bücher mit einem Aufkleber, der die Nummer anzeigt. Nach einem Monat bin ich jetzt mit den ersten zwei Schritten fertig, und muss nun nur noch die Aufkleber machen. Des Weiteren vermesse ich die Häuser, die zum Seminar gehören, und fertige Pläne samt Maßen an, räume hier und da auf oder mache Kopien … Bald soll ich auch Computerunterricht geben.
Morgens um 8 Uhr fange ich mit der Arbeit an, um 1 Uhr gibt es Mittagessen, und gegen 5 Uhr mache ich Feierabend. Das Mittagessen wird glücklicherweise für alle Leute vom Seminar gekocht, sodass wir uns darum nicht kümmern müssen. Ansonsten versorgen wir uns selbst, und solange der Kühlschrank funktioniert, bleibt das Essen auch frisch! Als Volontär habe ich ein Häuschen für mich alleine, samt Bad und Dusche, kochen tue ich in der Gästeküche. Einkaufen kann ich in einigen Supermärkten in der Umgebung, und auch nette (und günstige) Restaurants gibt es hier, wo ich ab und zu mit den amerikanischen Volontären oder Dozenten essen gehe. Glücklicherweise gibt es auf dem gesamten Campus kabelloses Internet, das auch meistens funktioniert, sodass es mit dem Kontakt nach Hause keine Probleme gibt.
Sonntags habe ich zwei Möglichkeiten, zur Kirche zu gehen, hier auf dem Campus ist eine kleine englische lutherische Kirche, und einen Block weiter ist eine deutsche lutherische Gemeinde. Letztens hatten beide Gemeinden auch einen gemeinsamen Gottesdienst. Die deutsche Gemeinde hat einen recht großen Jugendkreis, der sich montags trifft, und auch zwischendurch viele interessante Sachen macht, z.B. waren wir in einem Behindertenheim, wo wir Blumen gepflanzt haben, wir haben zusammen Cricket gespielt, und nächsten Samstag treffen wir uns zum Sommerfest. Demnächst steht auch ein Dinee an und Ende November tourt die Jugend auf Konzertreise durch Südafrika. Donnerstags trifft sich der Posaunenchor, und letzten Sonntag war gemeinsames Sängerfest der FELSiSA Gemeinden in Johannesburg, allerdings war es nicht ganz so groß wie Sängerfeste im Sprengel Nord, weil viele Leute aus den ländlichen Gemeinden sich wohl nicht in die Stadt getraut haben. Am Wochenende kann man hier in verschiedene Parks gehen oder auch den Zoo und Museen besuchen…den Krüger National Park möchte ich aber auch noch besuchen.
Letzte Woche war vorlesungsfreie Zeit, und ich war mit den Studenten an die Südküste in die deutsche lutherische Gemeinde in Shelly Beach eingeladen, wo wir die Zeit am Strand und am Lagerfeuer sehr genossen haben und uns selbst und unser Seminar beim Missionsfest vorgestellt haben. Da die Studenten aus allen möglichen Ländern Afrikas kommen, kann ich ganz unterschiedliche Kulturen kennenlernen, z.B. war gestern die Feier des 49. Unabhängigkeitstages von Uganda, und der Botschafter hat im National Cultural History Museum eine Feier veranstaltet, wo es kostenloses Essen und Getränke, sowie einige Reden und Tanzdarbietungen gab. Aber auch in einem äthiopischen Hinterhofcafé war ich schon, wo es seltsamen Schaumstoff aus Reis und starken Kaffee gab. Das einzige Problem ist, dass sich die schwarzen Friseure mit glatten Haaren nicht so sehr auskennen…
Ich genieße meinen Aufenthalt in Südafrika sehr, und es lohnt sich wirklich diese Eindrücke aus ganz verschiedenen Kulturen zu sammeln. Ich kann nur jedem empfehlen, sich nach der Schule oder auch sonst Zeit für einen solchen Auslandsaufenthalt zu nehmen!
von Christoph Schmidt-Dahl
Christoph Schmidt-Dahl hat sich vorzueglich beim Seminar eingearbeitet und vielseitig und bereitwillig geholfen – und zwar anhaltend solange er hier war. Wir sind dankbar fuer seinen hilfsbereiten Einsatz und freuen uns, dass die LKM dieses Voluntariat foerdert. Obwohl wir Christoph schweren Herzens ziehen lassen, freuen wir uns schon auf seinen Nachfolger.