Lutherische Kirchenmission

Bleckmarer Mission

Internationale Kontakte zwischen LKM und Seminar in Tshwane (Südafrika)

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Im Zuge des internationalen Austauschs zwischen der LKM und dem Seminar in Tshwane (Pretoria) in Südafrika konnte Bischof i.R. Schöne bereits 2006 nach Südafrika reisen, 2007 folgte nun C. Willkomm und im Gegenzug reisen V. Cane und D. Bojane aus Südafrika nach Deutschland. Im Rahmen dieses Austausch-Projekts (finanziert mit Mitteln des AA über das EMW in Hamburg) führte Missionsdirektor Nietzke [MD] folgendes Interview mit Dr. W. Weber [WW]:

MD: Gelegentlich sind internationale Gäste (wie Bischof Dr. Schöne und nun C. Willkomm aus Hamburg) am Seminar zu Gastvorlesungen und Fortbildungen unterwegs: Worin siehst Du eine Bereicherung für Studierende am LTS in Tshwane?

WW: Es ist wahr, wir bekommen sehr viele internationale Gäste. Sonntags im Gottesdienst [auf dem Seminargelände] sind Lutheraner aus ganz Afrika, manche aus Europa und Amerika vertreten. Manche sind nur kurz zu Besuch, andere sind schon jahrelang dabei. Die positive Wirkung ist kaum abschätzbar. Aus meiner Sicht ist u.a. folgendes bedenkenswert: Lutheraner besuchen das Seminar, interessieren sich vor allem für die Studenten und ihre Ausbildung, unterhalten sich intensiv mit ihnen und fragen nach ihrer Meinung und Einschätzung. Sie werden wahr- und ernstgenommen. Das bedeutet viel für unsere Studenten, besonders für die diejenigen, die dieses von Zuhause aus nicht gewohnt sind. Das steigert nicht nur ihr Selbstwertgefühl, sondern ermuntert sie auch selber über diese Fragen / Antworten nachzudenken. Sie fangen selber an, ihre Arbeit, Mission, Kirche kritisch in Augenschein zu nehmen und nehmen diese Wirklichkeit von daher bewusster in den Blick. Sie bekommen verstärkt mit, was es mit der einen heiligen christlichen Kirche und ihrer Mission in aller Welt auf sich hat. Ihr Blick weitet sich von ihrer Gemeindewirklichkeit zur konfessionellen Weltkirche. Diese Bewusstseinserweiterung können wir gar nicht hoch genug einschätzen.

Dazu kommen auch noch längere Kontakte von Lehrern und ihren Ehepartnern, die im intensiven Austausch mit den Studierenden diesen vorleben, was die weltweite lutherische Kirche lehrt und lebt. Das geschieht nicht nur im Unterricht mit Vorlesungen, in anhaltenden Diskussionen, sondern auch in den Predigten / Andachten, gemeinsamen Ausflügen und in gemütlichen Stunden, Wochenenden, Ferien.

Die konfessionelle Einheit in aller kulturellen Verschiedenheit und Vielfalt erleben die Studenten so konkret mit, dass sie dafür sensibel werden, aber auch für die christliche Freiheit angesichts aller menschlichen Ordnungen und Gebräuchen, Traditionen und Gewohnheiten.

Dazu kommt auch die Möglichkeit echte Freundschaften zu schliessen. Natürlich spielt da auch immer die Dauer des Besuchs eine entscheidende Rolle.

MD: Kann der internationale Kontakt auch theologisch oder / und missionarisch fruchtbar gemacht werden?

WW: Ich hoffe und bete, dass diese Kontakte der Anfang für anhaltende Beziehungen und Partnerschaften sind zwischen Lutheranern weltweit. So wünsche ich mir, dass z.B. die lutherischen Studenten aus dem Sudan oder Uganda hier Anknüpfungspunkte finden, um gute Freunde zur Unterstützung ihrer wichtigen Arbeit in ihrer Heimat zu gewinnen. So, dass alte Stammgemeinden lutherischer Mission entdecken, die Mission Gottes geht weltweit weiter und ganz oft, genauso grundsätzlich wie schon immer in der Kirchengeschichte. Die Erkenntnis, dass die Kirche Jesu Christi auch heute noch Grenzen des Unglaubens überwindet und dass das Evangelium auch heute seine Kraft entfaltet, Gemeinde dieses Herrn weltweit zu sammeln und im rechten, einigen Glauben zu bauen, dass stärkt die Kirchglieder in „alten“ Kirchen. Andererseits können sie aber auch den „jungen“ Christen vieles mitteilen, was der Herr der Kirche ihnen zur Verwaltung anvertraut hat: Luther’s Katechismus, liturgischer Reichtum und Tiefgang, kirchliches „know-how“ und viel, viel geistreiche und folgenschwere Erfahrung. Die Zusammenarbeit zwischen der englischen Seminargemeinde und der deutschen St.Paulusgemeinde macht dieses deutlich. Die eine ist eine missionarische Gemeinde, die rasanten Wandel erlebt, gerade durch die Verschiedenheit ihrer Gemeindeglieder, während die andere eine traditionelle Gemeinde ist, die schon über Jahre ihre Eigenart bewahrt. Ich denke, diese beiden Gemeinden können sich in der konkreten Zusammenarbeit und eventuellen Partnerschaft / Verschmelzung sehr positiv ergänzen. Ich glaube, wir brauchen beides: Wachstum, Ausbreitung, Grenzüberschreitung, aber auch Kontinuität. In Afrika – wie sicherlich auch sonst – ist dieses beides möglich. Andererseits besteht eben die Gefahr, dass es nur noch Erhalt des Vergangenen gibt, auf Kosten der notwendigen Grenzüberschreitung um eine missionarische Ausstrahlung des Evangeliums zu ermöglichen.

MD: Zu einem echten Dialog gehört es sicher, wenn es auch Rück-Kontakte nach Europa und in die USA gibt. Was wäre dein Wusch für Studierende aus Afrika?

WW: Mein Wunsch für afrikanische Studenten wäre, dass sie den Reichtum und die Vielfalt der lutherischen Kirche weltweit kennenlernen. Dazu gehört aber auch, dass sie sich in der weltweiten Kirche besser auskennen – auch im „alten Europa“. Aus meiner Sicht wäre es sehr wünschenswert, wenn wenigstens einige Studenten Deutsch lernen würden und so eine noch engere Zusammenarbeit mit unserer Schwesterkirche ermöglichen würden. Nach meinem Verständnis sollte das nicht nur einige kirchenleitenden Figuren betreffen, sondern möglichst eine ganzes Netzwerk auf verschiedensten Ebenen beinhalten: Frauen- und Jugendkreise, Gemeindepartnerschaften, Pfarrer- und Lehreraustausch, Zusammenarbeit in der Ausbildung: Kindergottesdienst, Konfirmandenunterricht, Erwachsenen- und Pastorenausbildung, aber auch in der Planungsarbeit und im Bereich Wirtschaft / Finanzen.

Vielleicht mal den Kölner Dom besuchen, oder die Wartburg, oder die Kaiserpfalz in Aachen, oder Strassbourg, Genf, den Vatikan? Natürlich ist ein Besuch an einer traditionellen Universität wie Heidelberg oder Tübingen, Oxford, die Sorbonne nicht schlecht, aber Oberursel, Hermannsburg, Neuendettelsau wären auch hilfreich.

Englisch ist ja Gott sei Dank heute eine gute Verständigungsschiene.

Ob sie mal Israel, die Türkei, Griechenland, Italien – oder gar Ethiopien, Indien oder China zu sehen bekommen? Wer weiss? Meinen Wünschen wurden ja keine Grenzen gesteckt.

Am meisten würde ich meinen Studenten aber einen Besuch in St.Louis und Ft.Wayne wünschen; denn diese Seminare sind wohl zweifellos massgeblich für die zukünftige Entwicklung des konfessionellen Luthertums weltweit. Das ein Besuch in Adelaide, Hongkong, Tokio, Nagerkoil, St.Petersburg, Riga, Sao Paulo, Buenos Aires, Mexico City, St.Catherines, Edmonton oder gar Lagos [Nigeria], Matongo [Kenya] oder auch Arusha [Tanzania] die Liste zu lang machen würde, ist auch klar.

MD: Vielen Dank für dieses Interview!

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