In Bermudashorts ab in den Urlaub / im Bermuda-Dreieck verschollen?
Heute sind die sächsischen Schulferien zu Ende gegangen. Dabei geht es uns (Vikar Thomas Beneke und mir, Missionar Hugo Gevers) sicher wie vielen Eltern, die mit einem Seufzer gleichzeitig sagen: „Ach war das anstrengend!“…. “Ach war das schön!” Uns bewegen viele Eindrücke. Dabei ist Urlaub für unsere Kinder in Volkmarsdorf so ganz anders als bei vielen anderen
Familien. Wo viele Familien sich die Schulferien mit Bermudashorts auf weißen Stränden vorstellen, müssen sich unsere Kinder mit dem Bermuda-Dreieck aus Fernseher, Computer und Langeweile, begnügen. Deshalb haben wir in der „Brücke“ schon seit 2012 gesagt, dass wir besonders in den Schulferien gefordert sind, die Kinder aus die-sem schwarzen Loch herauszuholen. Dazu braucht man natürlich ein reichhaltiges Fe-rienprogram! Ja, in Sachsen kann man auch Urlaub machen. (Besucht uns doch mal!).
Meistens begann unser Urlaubsprogramm mit einem späten Frühstück und Sportan-gebot (besonders Unihok). Außerdem gab es viele zusätzliche Angebote, wie Basteln, Marmelade kochen und gigantische Kürbis ernten, die natürlich auch gegessen werden wollten! Wichtig war uns, Zeit miteinander und dafür weniger Zeit im schwarzen Loch zu verbringen. Vor allem in den letzten zwei Wochen der Ferien haben wir fast alle anderen Programme und Termine ausfallen lassen und haben Zeit freigemacht, um für 10 bis 20 Kinder aus unserem Umfeld in Leipzig Volkmarsdorf da zu sein.
In der zweitletzten Ferienwoche fuhren wir in Kooperation mit unseren direkten Nachbarn und Freunden „Kreativstube Leipzig“ (naomi-leipzig.de/kreativstube/kreakids) auf eine Kinderfreizeit. Die Zeit mit 12 anderen Mitarbeitern und 19 Kindern war einfach sehr schön! Weil wir so viele Mitarbeiter dabei waren, konnten wir mit großer Gelassenheit für jedes einzelne Kind da sein. Die Freizeitangebote auf offenem Gelände waren sehr gut vorbereitet und haben Kind und Erwachsene ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl vermittelt.
In der letzten Ferienwoche haben Vikar Thomas Beneke und ich Tagesprogramme von der „Brücke“ aus organisiert. Ein Tag auf unserem Kirchgründstück mit Schwimmen im benachbarten Schwimmbad und ein Tag beim „Comic Workshop“ in einem Kindermuseum war besonders schön. Bei der letztgenannten Aktion ging es darum, die Kinder durch das Erzählen einer Geschichte zu ermutigen, über ihre Gefühle nachzudenken und dieselben in Comicform zum Ausdruck zu bringen. Für mich war diese Aktion besonders aufschlussreich. Wieder einmal ist mir klar geworden, dass die meisten Kinder, die ein rotzfreches, unerzogenes Äußeres darstellen, eine ganz kleine gebrochene Seele im Inneren haben! Sie hatten große Probleme damit und Angst davor, selbst ihre Geschichte zu gestalten und damit ihre Gefühle der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Unsere Ausflüge gingen nicht ohne Stress von statten. Viele Konflikte mussten verarbeitet werden und Tränen blieben nicht aus. Aber das ist gut so. Denn das sprichwörtliche Bermudadreieck ist tatsächlich, nur ein schwarzes Loch, das eigene, ehrliche Gefühle nicht zulässt! In diesem Loch können die Kinder niemals zu sich selbst finden und reagieren in Abwehr mit Aggression und Zynismus.
Wenn sie dort nicht wieder herausfinden, werden sie so oft einfach von der Gesellschaft an den Rand geschoben und von den Gesetzmäßigkeiten unseres Lebens zermalmt.
Das muss nicht sein. Das darf auch nicht sein! Gott will es nicht, dass auch nur ein einziger Mensch in so ein schwarzes Loch verschwindet! Wir wollen und können nicht tatenlos zuschauen, wie das passiert, was unsere Welt mit ihren Automatis-men vordiktiert. Und deshalb kann so etwas nicht ohne die Liebe Gottes gehen, die durch Jesus Christus unsere Kinder erreicht.
Die Kinder bastelten ein wunderschönes Kreuz aus Ton, das auf Jesus und was er für uns getan hat hinweisen soll.
Zum Abschluss der Ferien sollte das alles in einem Gottesdienst zum Anfang des Schuljahres zur Sprache kommen. Für diese Gelegen-heit probten wir mit den Kindern ein Schattenspiel mit dem Thema „David und Goliath“ ein.
Das Thema eignete sich hervorragend, um zu zeigen, dass nicht immer der Stärkste, Größte, oder Klügste gewinnt! Es kommt auf Gottes Hilfe an. Im Gottesdienst haben die Kinder all das anschaulich erklärt bekommen und haben es durch ihr Schattenspiel auch selbst erklärt. Das von den Kinder gebastelte Kreuz kam jetzt zum Einsatz. Einige wirkten sogar beim Kirchengebet mit und empfingen natürlich auch den Segen unseres Herrn Jesus Christus.
Manchmal ist mir das Herz im Hals stecken geblieben, als das eine oder andere Kind anfing herum zu toben, oder den Ablauf des Gottesdienstes laut kommentierte! Werden die alten Erwachsenen dieses Stören aushalten? Gibt es vielleicht später richtig Ärger? Ja, die Kinder waren laut. Um es ganz ehrlich zu sagen, sicherlich war ihr Benehmen auch eine richtige Anfechtung für manches Gemeindeglied! Das darf man auch nicht einfach leichtfertig abtun. Vor allen Dingen, weil es uns von Christus ablenken kann. Dann habe ich mich selber aber an die Nase fassen müssen. Wie war es doch noch damals, als Jesus Maria und Martha besucht hat? Maria saß zu den Füßen unseres Herrn Jesus und Martha hat sich über alles Mögliche Sorgen gemacht. Wie ich, ich habe mir umsonst Sorgen gemacht. Die Kinder waren doch zu den Füßen unseres Herrn Jesus. „Eines ist Not“ (Lukas 10,42) hat unser Herr Jesus dann zu Martha gesagt. Ja,
Maria hatte das Wichtigste begriffen und hat ihren Platz zu Jesu Füßen gefunden. Das haben ja unsere Kinder auch getan! Sie haben während des Einzugs das Kreuz mit großer Andacht in die Kirche getragen. Und sonst… Ja, sie waren halt ganz normale Kinder. Ich bin mir sicher, dass die Kinder zu Jesu Zeit auch laut getobt haben und die Erwachsenen gestört haben. Deshalb wollten die Jünger sie ja auch wegtreiben. Unser Herr Jesus hat ja dann die bekannten Worte gesagt: „Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ (Lukas 18,3) Ja, mit meinen 52 Jahren habe ich immer noch eine Menge von unserem Herrn Jesus zu lernen. Aber, anders als man es denkt, werde ich nicht immer klüger und klüger, sondern wenn es nach dem Herrn Jesus und seinen Kindern geht, werde ich immer einfältiger und einfältiger. Und das ist gut so.
Missionar Hugo Gevers